Wunder

Wunder

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Wun|der ['vʊndɐ], das; -s, -:
a) außerordentlicher, staunenerregender, der Erfahrung oder den Naturgesetzen zuwiderlaufender Vorgang:
es ist ein Wunder geschehen; es war ein Wunder, dass er befreit wurde; nur ein Wunder kann sie noch retten; die Geschichte klingt wie ein Wunder; sie hofften auf ein Wunder.
b) etwas, was in seiner Art, durch sein Maß an Vollkommenheit das Gewohnte, Übliche weit übertrifft und Staunen erregt:
diese Brücke ist ein Wunder der Technik; die Apparate sind wahre Wunder an Präzision.
Zus.: Naturwunder.

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Wụn|der 〈n. 13
1. Vorgang, der den gewöhnlichen Erfahrungen u. den Naturgesetzen widerspricht
2. 〈fig.〉 Ereignis od. Erzeugnis, welches das übliche Maß weit übertrifft, ungewöhnl. Erscheinung
● ein \Wunder der Technik; es geschehen noch Zeichen und \Wunder! 〈fig.; umg.〉 das ist ja erstaunlich, großartig, überraschend! ● \Wunder tun; er hat das \Wunder vollbracht, aus diesem Haufen eine disziplinierte Gemeinschaft zu machen 〈fig.〉; diese Arznei wirkt \Wunder 〈fig.〉 wirkt erstaunlich gut, hilft sofort ● du wirst noch dein blaues \Wunder erleben 〈fig.; umg.〉 du wirst dich noch wundern (u. eine böse, unangenehme Überraschung erleben); das ist kein \Wunder das ist ganz natürlich, nicht erstaunlich; kein \Wunder, dass ..., wenn ... nicht erstaunlich ● das grenzt an ein \Wunder; diese Maschine ist ein \Wunder an Genauigkeit, Präzision; er ist wie durch ein \Wunder dem Tod entgangen, gerettet worden; was \Wunder, dass ... es ist nur natürlich, folgerichtig, nicht erstaunlich, dass ...; sich Wunder was einbilden 〈umg.〉 sich einbilden, etwas Besonderes zu sein od. zu können; er glaubt, Wunder was vollbracht zu haben 〈umg.〉 etwas ganz Besonderes; er denkt, er sei Wunder wer 〈umg.〉 eine bedeutende Persönlichkeit; er glaubt, Wunder wie gescheit zu sein 〈umg.〉 ganz besonders gescheit [<mhd. wunder <ahd. wuntar „(Gegenstand der) Verwunderung, Außerordentliches“; Herkunft unsicher] Siehe auch Info-Eintrag: Wunder - info!

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Wụn|der, das; -s, - [mhd. wunder, ahd. wuntar, H. u.]:
1. außergewöhnliches, den Naturgesetzen od. aller Erfahrung widersprechendes u. deshalb der unmittelbaren Einwirkung einer göttlichen Macht od. übernatürlichen Kräften zugeschriebenes Geschehen, Ereignis, das Staunen erregt:
ein W. geschieht, ereignet sich;
nur ein W. kann sie retten;
es war ein wahres W., dass er unverletzt blieb;
die Geschichte seiner Rettung klingt wie ein W.;
Jesus tat/wirkte W.;
an W. glauben;
auf ein W. hoffen;
wie durch ein W. hat sie überlebt;
R oh W.!, W. über W.! (Ausrufe höchster Überraschung; wer hätte das gedacht!);
ein/kein W. [sein] (ugs.; [nicht] verwunderlich, erstaunlich sein: kein W., dass man sich bei solchem Wetter erkältet);
was W.? (wen sollte das schon wundern?: was W., wenn/dass sie erleichtert ist?);
W. wirken/(auch:) tun (ugs.; erstaunlich gut wirken: dieses Medikament wirkt W.; ein gutes Wort wirkt manchmal W.);
sein blaues W. erleben (ugs.; eine böse Überraschung erleben; Blau ist in älterem Sprachgebrauch die Farbe der Täuschung, Lüge).
2. etw., was in seiner Art, durch sein Maß an Vollkommenheit das Gewohnte, Übliche so weit übertrifft, dass es große Bewunderung, großes Staunen erregt:
die W. der Natur;
dieser Apparat ist ein W. an Präzision.
3. <in Verbindung mit bestimmten Fragewörtern als Substantiv verblasst:> er meint, W. was (etw. ganz Besonderes) geleistet zu haben;
er bildet sich ein, er sei W. wie (ganz besonders) klug/W. wer (jmd. ganz Besonderes).

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Wunder,
 
Religionsgeschichte: ein von Menschen als außergewöhnlich erfahrenes Geschehen oder Ereignis, dass seiner allgemeinen Erfahrung und Erkenntnis - besonders in naturwissenschaftlicher Hinsicht (»Durchbrechung der Naturgesetze«) - widerspricht beziehungsweise diese übersteigt und deshalb der unmittelbaren Einwirkung Gottes, der Götter, einer göttlichen Macht oder übernatürlichen Kräften zugeschrieben wird; in den großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) als »Zeichen« der alles umfassenden und allgegenwärtigen Macht Gottes gedeutet. Der Interpretation eines Geschehens als Wunder liegt ein »vorkritisches«, mythisches Denken zugrunde: Das Funktionieren der Natur erscheint oft als undurchschaubar und nur durch unmittelbar wirkende göttliche Mächte zu erklären, und der Mensch fühlt sich in seiner Geschichte durch übermenschliche Kräfte gelenkt. Darüber hinaus wird nicht unterschieden zwischen subjektiver Erfahrung einerseits und deren sprachlicher Ausdruck andererseits. Die »wunderbare« Erfahrung des Numinosen wird sprachlich wiedergegeben durch übersteigerte objektive Rede, in der nicht die mirakelhaften Ereignisse selbst ursprünglicher Gegenstand der Aussage sind, sondern die sich in den Berichten niederschlagende religiöse Erfahrung. Oft sind Wunder an bestimmte charismatische Personen oder Gruppen (Schamanen, Propheten, Magier, Visionäre, Heiler, Heilige) und an besondere Orte gebunden. In der mündlichen und schriftlichen Überlieferung der Wunder hat sich eine gewisse Stilisierung der Wunderberichte nach einem bestimmten Schema herausgebildet.
 
Altes Testament und Neues Testament kennen den Begriff Wunder nicht. Stattdessen reden sie von »Zeichen«, »Macht« oder »Großtaten« Gottes und zeigen, dass das Interesse nicht einem mirakelhaften Geschehen selbst, sondern dem Wirken Gottes in der Naturwelt und der Geschichte beziehungsweise in Jesus Christus gilt. Im Neuen Testament werden etwa dreißig Wunder Jesu überliefert. In der Frage nach dem historischen Kern der neutestamentlichen Wundertradition gibt es keine Übereinstimmung in der Theologie. Zunehmend unbestritten ist die Feststellung, dass die Wundererzählungen zu einem großen Teil Produkte der jeweiligen Gemeindetheologie, also unhistorisch sind. Lediglich ein ältester Teil dieser Überlieferung - Berichte über eine exorzistische Tätigkeit Jesu (Dämonenaustreibungen, Markus 3,22) - könnte in die Jesuszeit zurückreichen.
 
Während für die altkirchliche und mittelalterliche Theologie und Frömmigkeit Wunder zu den Selbstverständlichkeiten gehörten, verlor die christliche Wundertradition mit der Entstehung des kritischen Denkens in der Neuzeit an Bedeutung und konzentrierte sich im Wesentlichen auf die katholische und die orthodoxe Kirche. Charakteristisch blieben Wunder und die Erfahrung von »Übersinnlichem« bis in die Gegenwart in der christlichen Volksfrömmigkeit (Mirakel) und im Okkultismus.
 
 
O. Weinreich: Antike Heilungs-W. (1909, Nachdr. 1969);
 G. Mensching: Das W. im Glauben u. Aberglauben der Völker (Leiden 1957);
 R. Pesch: Jesu ureigene Taten? Ein Beitr. zur W.-Frage (1970);
 R. Reitzenstein: Hellenist. W.-Erzählungen (31974);
 B. Bron: Das W. Das theolog. W.-Verständnis im Horizont des neuzeitl. Natur- u. Geschichtsbegriffs (21979);
 
Der W.-Begriff im N. T., hg. v. A. Suhl (1980);
 B. Weissmahr u. O. Knoch: Natürl. Phänomene u. W., in: Christl. Glaube in moderner Gesellschaft, hg. v. F. Böckle, Bd. 4 (1982);
 H. Staudinger: An W. glauben? Gottes Allmacht u. moderne Welterfahrung (1986);
 G. Theißen: Urchristl. W.-Geschichten (61990);
 A. Weiser: Was die Bibel W. nennt (1992);
 B. Kollmann: Jesus u. die Christen als Wundertäter. Studien zu Magie, Medizin u. Schamanismus in Antike u. Christentum (1996).
 

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Wụn|der, das; -s, - [mhd. wunder, ahd. wuntar, H. u.]: 1. außergewöhnliches, den Naturgesetzen od. aller Erfahrung widersprechendes u. deshalb der unmittelbaren Einwirkung einer göttlichen Macht od. übernatürlichen Kräften zugeschriebenes Geschehen, Ereignis, das Staunen erregt: ein W. geschieht, ereignet sich; nur ein W. kann sie retten; es war ein wahres W., dass er unverletzt blieb; die Geschichte seiner Rettung klingt wie ein W.; Als ein W. erscheint es, wie dieses hin und her gestoßene Flüchtlingskind ... schließlich den Ausbruch wagen kann (Richter, Flüchten 309); Jesus tat/wirkte W.; an W. glauben; auf ein W. hoffen; wie durch ein W. hat er überlebt; R o. W.!; W. über W.! (als Ausrufe höchster Überraschung; wer hätte das gedacht!); *ein/kein W. [sein] (ugs.; [nicht] verwunderlich, erstaunlich sein): ist es vielleicht ein W., wenn/dass er nach fünf Stunden Training erschöpft ist?; Eigentlich ein W., wenn es mit dem Computerfachmann zu einem guten Ausgang kommt, ein W., dass er bis hierhin gekommen ist (Kronauer, Bogenschütze 400); kein W., dass man sich bei solchem Wetter erkältet; was W.? (wen sollte das schon wundern?): was W., wenn/dass sie erleichtert ist?; W. wirken/(auch:) tun (ugs.; erstaunlich gut wirken): dieses Medikament wirkt W.; ein gutes Wort wirkt manchmal W.; Eine Tracht Prügel hat bisweilen schon W. getan (Loest, Pistole 28); sein blaues W. erleben (ugs.; eine böse Überraschung erleben; Blau ist in älterem Sprachgebrauch die Farbe der Täuschung, Lüge; in dieser Wendung hat sich die Bed. auf den Aspekt der Überraschung [des Getäuschten] verlagert). 2. etw., was in seiner Art, durch sein Maß an Vollkommenheit das Gewohnte, Übliche so weit übertrifft, dass es große Bewunderung, großes Staunen erregt: die W. der Natur; dieser Apparat ist ein W. an Präzision; Die unscheinbaren Stachelpflanzen entpuppen sich als W. an Vielseitigkeit (natur 10, 1991, 59). 3. <in Verbindung mit bestimmten Fragewörtern als Substantiv verblasst:> er meint, W. was (etw. ganz Besonderes) geleistet zu haben; er bildet sich ein, er sei W. wie (ganz besonders) klug/W. wer (jmd. ganz Besonderes); Dabei denkt man W. was Edles (ugs.; sehr edel ) von ihm (Brot und Salz 131); wir dachten W. warum (ugs.; es habe einen ganz besonderen Grund, dass) du so lange fortgeblieben bist.

Universal-Lexikon. 2012.

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